
Das Reggae Jam in Bersenbrück ist das schönste und beste Reggae-Festival hierzulande. Das bestätigt die jährliche Leserbefragung des Riddim-Magazins immer wieder.
Auch 2018 hat das Festival wieder gute Chancen auf den Titel. Und das nicht nur wegen des Wetters …
Zuerst muss ich mich kurz entschuldigen, dass mein Bericht vom Reggae Jam 2018 erst jetzt online kommt. Durch diverse Termine, Touren und die Produktion der nächsten Ausgabe der Riddim kam ich bisher leider nicht dazu, meine Erlebnisse aufs virtuelle Papier zu bringen. Sorry.
Back to topic: 2018 feierte das Reggae Jam sein 25-jähriges Jubiläum. Puh, eine lange Zeit. Kleine, witzige Anekdote dazu: Die Veranstalter haben sich lange Zeit verrechnet. In meinem Schrank hängt ein Festival-Shirt von 2014 mit der Aufschrift „20th Anniversary“. Diesmal stimmte die Rechnung. 25. Auflage dieses tollen Reggae-Festivals.

Ansonsten war erst einmal alles wie immer: Nice Vibes, die Hase, tolle kleine Sessions beim Sandwichmaker, die zwei vertrauten Bühnen im Klosterhof, Ganjaman mit seinem bekannten „Lasst es (nochmal) hören für …“ als einer der Bühnenmoderatoren, die unglaublich gastfreundlichen Bersenbrücker und und und.
Das ein oder andere war dann aber doch etwas anders. Allen voran: das Wetter. Nachdem ich beim Reggae Jam schon knöcheltief im Schlamm stand (2017) oder in die Turnhalle evakuiert wurde (2015), strahlte in diesem Jahr die Sonne, als gäbe es kein Morgen mehr. Am Eröffnungstag haben wir beim Stoppelfield-Soca-March in der puren Sonne locker die 40-Grad-Marke geknackt. Nach nur wenigen Minuten verwandelte sich der Cola-Rum in der Hand in warmen Tee …

Das Line-up war etwas moderner als in den Vorjahren. Weniger Foundation-Artists als sonst, dafür viele derzeit angesagte Künstler – wie immer vorrangig aus Jamaika. Auf der Bühne gab es viel Licht und wenig Schatten (Wortspiel. Hö Hö).
Zu den Highlights des Wochenendes zählten ganz klar Exco Levi, Capleton, Skarra Mucci, Tippa Irie alongside Daddy Freddy, Horseman & Starkey Banton sowie natürlich Romain Virgo. Aber auch die Headliner-Show von Klub Kartell feat. Jahcoustix, Sebastian Sturm, Ganjaman und Dellé hat Spaß gemacht.

Exco Levi überzeugte mit einer wundervollen Stimme, während der Fireman Capleton alleine durch seine Bühnenpräsenz beeindruckte. Skarra Mucci lieferte einfach das perfekte Gesamtpaket und bei der Show von Romain Virgo war wirklich jeder Song ein Hit, perfekt intoniert.
Am positivsten überraschte mich aber die gemeinsame Show von Tippa Irie, Daddy Freddy, Horseman & Starkey Banton: Eine unglaubliche Energie, noch schnellere Zungen und eine wahnsinnige Spielfreunde, die ausnahmslos allen auf der Bühne anzumerken war.
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Enttäuscht war ich hingegen direkt zu Beginn des Festivals von Samory I. Mit Black Gold hat er letztes Jahr ein unglaublich starkes Album rausgehauen. Live kam davon stimmlich nicht viel. Vor allem am Anfang der Show wirkte das alles etwas quietschig, da hatte ich deutlich mehr erwartet.
Auch von Fantan Mojah habe ich schon bessere Shows erlebt. Die Energie, die sonst seine Konzerte so auszeichnet, brachte er dieses Jahr im Klosterpark gar nicht auf die Bühne. Zusätzlich zogen sich manche Songs unnötig in die Länge.

Den Vogel abgeschossen hat aber G-Whizz – oder lieber G-Witz? Es ging schon damit los, dass er mit Plastikkrone auf die Bühne sprang, danach alle zwei Minuten das Publikum fragte, wie sein Name sei (woraufhin er ihn jedes Mal sagte) und er schließlich auch musikalisch schlecht ablieferte.
Bezeichnend, dass er gegen Ende der Show ein Mädchen in einer der ersten Reihen über das Mikrofon erneut fragte, wie denn sein Name sei. Sie wusste es nicht und drehte sich peinlich berührt weg. Doch G Whizz ließ nicht locker und schaffte es schließlich im fünften Anlauf, ihr endlich seinen Namen zu entlocken. Fazit der Show: Facepalm.
Bis auf diese wenigen Ausnahmen war das Bühnenprogramm aber – wie jedes Jahr – hervorragend. Hier ist einfach für jeden etwas dabei, egal ob Dancehall-Head oder Roots-Lover. Ein weiteres nettes, neues Gimmick war in diesem Jahr die Ausstellung zum internationalen Reggae Poster Contest. Das kann in den nächsten Jahren gern fortgeführt werden.

Bersenbrück, schön war es wieder bei dir. Das Reggae Jam hat einfach diesen besonderen, einzigartigen, familiären Vibe. Der Termin für 2019 steht bei mir bereits rot im Kalender und auch ihr solltet euch den 02.-04. August 2019 freihalten …